Die Geschäftsleitung

QUALITÄTS­PRÜFUNG – TROTZ PANDEMIE?

30.06.2022

Ein Interview des TERRANUS Online-Magazins mit Jana Spieckermann.

Jana Spieckermann ist Geschäftsführerin der PARITÄTISCHES Seniorenwohnen gGmbH (fünf vollstationäre Senioreneinrichtungen mit knapp 700 Pflegeplätzen sowie Betreutes Wohnen mit 31 seniorengerechten Wohnungen in Berlin). Im Interview sagt sie auch, wie die Corona-Pandemie die Erhebung sowie den Prüfungsalltag beeinflusst und wie sie diese Herausforderung im Alltag angenommen hat.

Die Redaktion des Online-Magazins fragt nach


Redaktion:
Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach die Corona-Pandemie auf die Ergebnisse der Indikatorenerhebung genommen?

Jana Spieckermann:

Die Pandemie hat die Ergebniserfassung erheblich beeinträchtigt. Es gibt viele neue Herausforderungen, die tagtäglich an uns gestellt werden, wie zum Beispiel die Umsetzung besonderer Schutzmaßnahmen und die Durchführung von Schnelltests. Wir haben aber nicht mehr Personal als vorher. Im Gegenteil, wir hatten in den letzten zwei Jahren viele coronabedingte Personalausfälle zu verkraften. Dadurch konnten wir in unseren Einrichtungen beispielsweise jeweils nur eine Probeerhebung durchführen. Auch die Pflegedokumentation und die für die Ergebniserfassung so wichtige Datenlage haben gelitten, es mussten zwischendurch andere Prioritäten gesetzt werden. Deshalb gehe ich auch davon aus, dass sich das in den Ergebnissen der Einrichtungen widerspiegeln wird.

Redaktion: Wie konnten Sie Ihre Mitarbeitenden trotz der Belastungen in den letzten zwei Jahren gut für das neue Prüfsystem vorbereiten und motivieren?

Jana Spieckermann:

Wir haben uns bereits vor der Pandemie intensiv auf die Indikatorenerhebung vorbereitet und mit den neuen Qualitätsprüfungsrichtlinien beschäftigt. Sie waren immer wieder Gegenstand von Schulungen und Themen in Besprechungen mit den Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten. Außerdem gibt es jede Menge Unterlagen dazu, die wir teilweise dafür verwendet haben, um u.a. eine eigene Arbeitshilfe für die Indikatorenerhebung zu erstellen. In diesem Nachschlagewerk gibt es praktisch zu jeder Frage, die während der Ergebniserfassung zwangsläufig immer mal wieder bei den durchführenden Kolleg:innen aufkommt, eine Antwort.

Wir betrachten den Ergebniserfassungszeitraum als Lernprozess: Wir lernen bei jeder Beschäftigung mit einer Frage oder der Diskussion unterschiedlicher Ansichten immer etwas dazu.


Redaktion:
Wie sind aus Ihrer Sicht die Prüfer mit der langen Pause zurechtgekommen?

Jana Spieckermann:

Meiner Meinung nach müsste die Pandemie in den Qualitätsprüfungen viel stärkere Berücksichtigung finden. Das erleben wir leider zu selten. Die Gespräche mit den Bewohner:innen und die Fachgespräche mit den Kolleg:innen aus der Pflege und Betreuung müssen viel stärker im Vordergrund stehen. Unsere Pflegedokumentation kann gerade nicht überall gleichermaßen gut sein. Das geht nach so einer anstrengenden Zeit, in der die Prioritäten anders gesetzt werden mussten, nun mal nicht. Wir brauchen jetzt personelle und zeitliche Ressourcen, um das aufzuholen.


Redaktion:
Die Pandemie hat den schon vorhandenen Fachkräftemangel noch weiter verschärft. Wie konnten Sie dem Spannungsfeld "Fachkräftemangel versus Stärkung der Fachlichkeit“ im harten Prüfungsalltag begegnen?

Jana Spieckermann:

Durch die Pandemie haben wir wieder einmal erlebt, was wir gemeinsam schaffen können: Wir haben uns in unseren Pflegeeinrichtungen schnell auf die neue Situation eingestellt, viel gelernt, schwierige Situationen gemeistert und jede Menge Erfahrungen gesammelt.

Aktuell haben wir schon wieder die nächste neue Situation zu bewältigen. Wir versorgen pflegebedürftige Menschen aus der Ukraine, die aus den Kriegsgebieten evakuiert werden konnten. Oft haben wir hier nur wenige Informationen, müssen mit Sprachbarrieren und vielen physischen und psychischen Belastungssituationen umgehen.

Und auch diese Aufgabe bewältigen wir, weil es selbstverständlich ist, hier Unterstützung zu leisten. Dieses hohe Maß an Professionalität gemeinschaftlichem Engagement sollte uns auch stärken, in Prüfungssituationen selbstbewusst unsere Ergebnisse zu vertreten.


Redaktion:
Hat die halbjährliche Erhebung der Indikatoren für das interne Qualitätsmanagementsystem einen Nutzen bzw. welche Lerneffekte leiten Sie aus den Ergebnissen ab?

Jana Spieckermann:

Absolut. Wir haben eine Vollerfassung wichtiger pflegerelevanter Daten von allen Bewohner:innen. Aus den Ergebnissen lassen sich sowohl individuelle Maßnahmen für einzelne als auch allgemeine Ergebnisse für alle Bewohner:innen ableiten.

Außerdem kann man den Ergebniserfassungszeitraum insgesamt als einen Lernzeitraum betrachten: Wir schauen uns dabei jede Pflegedokumentation an, das gibt uns Aufschluss über die Qualität unserer Datenlage. Gleichzeitig lernen wir etwas über unsere Organisation, z.B. ob wir weitere Möglichkeiten der Entbürokratisierung sehen, die den Pflegealltag erleichtern können, oder Prozesse verbessert werden können. Und wir erkennen Schulungsbedarfe.


Redaktion:
Kann der Feedbackbericht der DAS als Frühwarnsystem im Rahmen des internen Pflegecontrollings dienen?

Jana Spieckermann:

Der Feedbackbericht gibt Auskunft über wichtige Qualitätsindikatoren. Halbjährlich sehen wir, ob wir unsere Ergebnisse halten oder verbessern können. Das heißt, bei allen Maßnahmen, die wir nachfolgend ergreifen, müssen wir uns immer die Frage stellen: Gelingt es uns, unsere Ergebnisse damit nachhaltig zu beeinflussen? Ein neues Formular zur Dokumentation oder eine Fortbildung müssen dazu einen Beitrag leisten, sie müssen langfristig eine Wirkung auf unsere Indikatoren entfalten.

 

Redaktion: Ziehen wir eine Bilanz: Wie sieht nach Ihrer Meinung eine kritische Bewertung des neuen Prüfsystems aus und was ist notwendig, dass Pflege motiviert und nicht frustriert wird?

Jana Spieckermann:

Die Ergebniserfassung ist ein gutes Instrument, sowohl zur Bewertung der Erfüllung von Qualitätsanforderungen der einzelnen Einrichtung als auch zur Einordnung im Vergleich mit anderen. Aber wir brauchen echte Signale, dass die Umstände, unter denen die Ergebniserfassung stattfindet (u.a. Personalmangel, Pandemie), berücksichtigt werden. Eine jährliche Indikatorenerhebung würde den Pflegeeinrichtungen etwas „Druck“ nehmen, ebenso das Nichtveröffentlichen von Ergebnissen. Referenz- und Schwellenwerte müssen regelmäßig angepasst werden.

Auch in den Qualitätsprüfungen sollten selbstverständlich die aktuellen Herausforderungen der Pflege berücksichtigt werden. Hier brauchen wir gute Fachgespräche auf Augenhöhe. Eine pragmatische Herangehensweise in der Bewertung der Einrichtungen ist nicht falsch, sondern würde uns allen weiterhelfen.

Anmerkung der Redaktion zur

INDIKATOREN­GESTÜTZTEN QUALITÄTS­PRÜFUNG

Seit dem 1. Januar 2022 sind alle stationären Pflegeeinrichtungen verpflichtet, halbjährlich Qualitätsindikatoren zur Versorgung der Bewohner zu erheben und diese anschließend an die Datenauswertungsstelle (DAS) zu übermitteln.

Für die Pflegedienstleitungen bedeutet das, zweimal im Jahr bei fast allen Bewohnern der Einrichtung qualitätsrelevante Daten mittels eines Kataloges von 98 Fragen zu erheben. Dabei werden Informationen zu verschiedenen Bereichen wie der Mobilität, der Selbstständigkeit in der Alltagsversorgung oder auch zu Risiken wie Dekubitus, Stürze, kritische Gewichtsverluste und freiheitsentziehenden Maßnahmen ermittelt. Anhand dieser Daten werden die Qualitätsergebnisse der Einrichtung mittels sogenannter Referenzwerte mit allen stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland verglichen.

Für die Kunden soll so eine vergleichbare und transparentere Darstellung der Qualitätsergebnisse erreicht werden. Für die stationären Pflegeeinrichtungen wird diese Erhebung zum halbjährlichen, arbeitsintensiven Ritual und es stellt sich zwangsläufig die Frage, welchen Nutzen und Gewinn aus der Erhebung der qualitätsrelevanten Daten für das interne Qualitätsmanagement gezogen werden können.

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